Vom Rand in die Mitte“ nennt sich die Sensibilisierungsaktion der Bozner Kaufleute, die seit dem Welttag der Toleranz am 16. November und noch bis 30. November magentafarben aus 21 Schaufenstern leuchtet. Auf schwarzen Schiefertafeln steht unter anderem in weißer Schrift: „Ohne Zuhause ist alles nichts.“ oder „Wohnungslosigkeit beenden: Das ist keine Utopie.“ Das sind Sätze von Paul Tschigg, der die Schaufensteraktion für das dormizil gemeinsam mit Angelika Huber vorbereitet hat. Dazu haben obdachlose Menschen ihre Anliegen genannt, die ebenfalls eindrücklich aus den Schaufenstern zu lesen sind: "Wir sind wie du. Wir haben Schicksalsschläge hinter uns und leben auf der Straße. Das kann jeder und jedem passieren." oder "Der Stress auf der Straße, der Stress im Kopf, der Rucksack voller Sorgen. Die Nächte sind am schlimmsten. Da hast du nie Ruhe." Es dürfe nicht sein, dass in einer reichen Stadt wie Bozen Menschen auf der Straße dem Erfrieren ausgesetzt sind, betont Angelika Huber.
Mit dem nahen Winter kommt die Kälte und für wohnungs- und obdachlose Frauen und Männer in Bozen stehen nicht ausreichend menschenwürdige Unterkünfte bereit. Auch wenn das Alimarket-Gebäude in Bozen Süd vor wenigen Tagen seine Tore geöffnet hat, sind noch immer rund 70 Menschen auf der Straße: Ein eisiger Winter auf Parkbänken, unter Brücken, in Abbruchhäusern und Zelten am Rand der Flüsse erwartet sie. Im dormizil in Bozen ist Platz für 25 Menschen. Mehr als 100 Freiwillige sorgen bei Nacht- und Frühstücksdiensten für eine familiäre Stimmung und begegnen den obdachlosen Frauen und Männern auf Augenhöhe. Der Verein „housing first bozen EO“ trägt das dormizil. Das dreistöckige Gebäude in der Rittner Straße 25 hat die Haselsteiner-Familien-Privatstiftung dem Verein für 30 Jahre kostenlos als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Die Bozner Kaufleute wollen mit den magentafarbenen Möbeln in ihren Schaufenstern sensibilisieren und durch die Weitergabe der Möbel gegen eine Spende für mehr Wärme im dormizil sorgen: Mit dem Erlös aus der Möbelaktion am 2. Adventsonntag, 11. Dezember ab 16 Uhr in der Gärtnerei Schullian sollen anfallende Energiekosten im Nachtquartier für obdachlose Menschen gedeckt werden.