280 Milliarden Euro: Das ist eine erste Bilanz der Umsatzeinbrüche im ersten Semester auf nationaler Ebene, die aus dem "Osservatorio sui Bilanci delle SRL 2018 e stime 2020" des Nationalrats der Wirtschaftsprüfer und der Fondazione Nazionale dei Commercialisti hervorgeht. Somit verzeichnet man einen durchschnittlichen Rückgang von 19,7 Prozent in ganz Italien; und Südtirol setzt einen Prozentpunkt drauf und überschreitet damit die 20 Prozent-Marke (20,7 Prozent). 2020 erwirtschafteten die Südtiroler Unternehmen bisher 12 Milliarden Euro und somit genau 3,2 Milliarden Euro weniger als noch 2019.
Im Bericht wird besonderer Fokus auf den unmittelbaren Einfluss der Coronapandemie und des Lockdowns auf Kapitalgesellschaften gelegt. Dabei spiegelt der Einbruch in Südtirol die gesamte Situation im Nordosten Italiens wider, zumal dieser Teil des Landes den größten Rückgang hinnehmen und ein Minus von 21,3 Prozent verzeichnen musste.
Und gerade angesichts der steuerlichen Zahlungsfristen im Juni, die die Regierung in Rom nicht verschieben wollte, stellen diese Zahlen einen beunruhigenden Istzustand dar, der Unternehmen zunehmend unter Druck setzt. "Simulationen bezüglich der Umsatzverluste von Unternehmen zeichnen ein beunruhigendes Bild. Hiesige Unternehmen sehen sich einer gefährlichen Situation für deren Zukunft ausgesetzt", unterstreicht Claudio Zago, Präsident der Kammer der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater der Provinz Bozen. Dabei führt der Präsident weiter aus, dass nun schnelle Maßnahmen gefragt seien, um die Steuerlast der Unternehmen zu erleichtern. Dabei soll ein Klima der allgemeinen Sicherheit geschaffen werden, besonders im Produktionssektor.
"Wir begrüßen ausdrücklich die Maßnahmen der Regierung zur Stimulation des Produktionssektors, wie zum Beispiel den Ecobonus zu 110 Prozent. Es ist aber wichtig, dass diese Maßnahmen schnell in einen klaren und transparenten Rechtsrahmen festgehalten werden. Außerdem muss mittelfristig über eine umfassende Steuerreform nachgedacht werden, um das mittlerweile verloren gegangene Gleichgewicht zwischen Arbeits- und Konsumversteuerung wiederzufinden. Zudem muss Steuerdruck von der Mittelschicht und von den jungen Menschen genommen werden, einerseits, um Familien mit Kindern mehr Geld zum Ausgeben in die Brieftaschen zu legen, da dieser Teil der Bevölkerung ein höhere Konsumbereitschaft hat; andererseits, um finanziell schwächer dastehenden Bürgern einen Anreiz zu bieten, sich gemeldete Arbeitsplätze zu suchen und so der Schwarzarbeit Einhalt zu gebieten. Man muss eine Entbürokratisierung anpeilen, um die Arbeit der Exekutive bei der Durchsetzung ihrer Vorschläge zu erleichtern. Besonders in so einer schwierigen Phase, in der sich viele befinden, so auch wir Wirtschaftsprüfer. Denn viele öffentliche Ämter haben den Betrieb noch nicht zu 100 Prozent hochgefahren, womit deren Handlungsspielraum aufgrund des noch andauernden Smart Working begrenzt ist.“, so Claudio Zago abschließend.